Wir wären hier ja nicht die Website Zypernundmehr (Türkei-EU-Russland), wo man sich thematisch bewegt in der Region. Daher ist heute Mazedonien dran, die mazedonische Frage. Den hier präsentierten und ausgewählten Text bitte mit einer gewissen inneren Distanz, wenn ich so sagen darf, aufnehmen. Er liefert dem interessierten Leser aber dennoch einen interessanten Einblick in einen Teil des Balkans, von dem in nächster Zeit wohl noch öfters die Rede sein dürfte in den Medien.
„Nach dem I. Weltkrieg 1918, waren die Menschen Jugoslawiens in einem einzigen Staat vereinigt worden, den man Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen nannte. 1931 wurde dieser Name geändert zu Königreich Jugoslawien. Es sollte bemerkt werden, dass die Kreation des Staates, der keine ethnische Homogenität hatte, im Nachhinein insbesondere von Frankreich und dessen Außenpolitik geleitet war. Frankreich, indem es einen Staat stütze, der französiche Politik in dieser sensitiven Gegend hochhielt, beabsichtigte so eine Barriere zu bilden, um die Ausdehnung Österreichs zu behindern – und später Deutschlands Einfluss und Penetration.
Am Ende des II. Weltkrieges, innerhalb des Rahmens der Reorganisation des Staates Jugoslawien zu einer föderalen Republik, wurden 6 Volksrepubliken gegründet (31.Januar 1946). Die wurden später sozialistische Republiken genannt: Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzogwenien, Montenegro, Serbien und Mazedonien.
Diese Aufteilung verursachte wirklich großen Schaden für Serbien, wobei Slowenien und Kroatien ihre Einigkeit beibehielten. Denn Serbien war in 3 sozialistische Republiken geteilt worden, und war derart stark verkleinert worden. Höchstwahrscheinlich war das Kroatiens Antwort zur Führungsrolle, welche bis dato in den Händen Serbiens lag, insbesondere in der Zeit zwischen den Weltkriegen… .
Mit dem Aufkommen der autonomen Republik Mazedonien, die 10,5% der Fläche Jugoslawiens einnimmt mit einer Bevölkerung von 2 Millionen Einwohnern ungefähr, hatte die jugoslawische Regierung zwei Optionen:
a) Die Verstärkung Südjugoslawiens, um jedweden bulgarischen Einfluss zu unterdrücken oder Aspirationen für die Region; denn die bulgarische Präsenz war unübersehbar stark und pro-bulgarische Bewegungen galt es nicht zu unterschätzen.
b) Mazedonien als Ganzes zu kreieren, also nicht nur den jugoslawischen Teil davon, sondern es als Verbindungsglied für eine Föderation der Menschen des Balkans zu schaffen. Das war auch das Ziel der Bulgaren gewesen zur Zeit zwischen den Weltkriegen. Bemerkenswert ist, dass Xristo Tatrchev, Präsident des Zentralkommitees der Internationalen Mazedonischen Revolutionsorganisation, in seinen Memoiren schreibt: „Wir dachten, dass später ein autonomes Mazedonien fähig sein würde, sich Bulgarien leichter anzuschließen – oder: wenn das nicht verwirklicht werden könne, dann sollte es halt das Bindeglied einer Föderation der Menschen des Balkans werden (Sophia 1928).“
Nach dem II. Weltkrieg versuchte Stalin, eine Föderation der Balkanstaaten zu kreieren. Griechenland sollte da mit rein. Derart sollte ein Zutritt zur Ägäis gesichert werden, über den die Sowjetunion komplette Kontrolle gehabt hätte. Zumal Mazedonien der Knochen war, um den gestritten wurde sowie der Grund für ein Zerwürfnis zwischen Jugoslawien und Bulgarien, versuchte Stalin mit dem Stalin-Tito-Dimitrov-Plan, Mazedonien als ein Bindeglied zu gebrauchen, indem er es von den beiden Ländern abtrennte, die es für sich beanspruchten (Bulgarien und Serbien).
Doch nach dem Zerwürfnis zwischen Tito und der Sowjetunion 1948 nahm der jugoslawische Führer den Plan Stalins auf seine Weise auf, indem er, selbstverständlich, Bulgarien entfernte. Das jugoslawische Mazedonien von 1946 bestand aus Gegenden, die zuvor Südserbien genannt worden waren oder Vardaska Banovina. Seit 1946 nennen es die Jugoslawen Vardar Mazedonia, indem sie zum griechischen Mazedonien ägäisches Mazedonien sagen und zu dem kleinen Teil in Bulgarien sagen sie pirin Mazedonia (Pirinska Makedonia).
Historiker aus Skopje wollten dieser neu entstandenen sozialistischen Republik eine eigene politische und nationale Existenz verschaffen. Wie wir wissen, sind die Hauptcharakteristika einer Nation: Einigkeit des Landes (also ein gemeinsames Vaterland) und politische Organisationen, Sprache, Religion und Herkunft, die eine gemeinsame Vergangenheit haben, ein gemeinsames Bewusstsein. Das sind wiederum Charakteristka, die allein nicht ausreichen oder nötig sind, welche aber in Kombination eine eigenständige Identität einer Nation kreieren. Diese Charakteristika versuchten sie der neuen Republik Mazedonien einzuverleiben. In anderen Worten, sie wollten eine Nation fabrizieren. Die Mittel, die sie benutzten, waren die Folgenden:
1. Seperate Staatsorganisation: All die lokalen Staatsorganisationen, die kreiert worden waren mit Skopje als deren Zentrum, innerhalb des Rahmens des föderalen Jugoslawien, wurden Mazedonien genannt (mazedonische Regierung, mazedonisches Parlament). Und sogleich nahm dieser Terminus eine politische und Staatsdimension an, die sich im Laufe der Zeit etablierte.
2. Seperate Sprache: Die jugoslawische Verfassung erkannte einen lokalen Dialekt als die offizielle Sprache an, die Mazedonisch genannt wurde. Sie wurde dem Serbo-Kroatischen und dem Slowenischen als im Rang gleich stehend angesehen. Dieser mazedonische Dialekt, der bis dato nur als Dialekt der bulgarischen Sprache angesehen worden war, wurde von linguistischen Teilen gesäubert, die vielleicht zu Streitigkeiten in der Zukunft hätten führen können. So wurde dieser sodann die offizielle Sprache der Region und wird seither in Schulen gelehrt. Kinder lernten diese Sprache und gewöhnten sich daran, unabhängig davon, welchen Dialekt sie zu Hause sprechen. Auf diese Weise nahm die Nachkriegs-Generation ein liguistisches Instrument an, welches von oben angeordnet worden war, durch den Willen des Staates und aus politischen Gründen.
3. Unabhängige Kirche: Trotz der Tatsache, dass die kommunistische Ideologie die Religion nicht akzeptiert, war Religiosität dennoch tief in den Leuten verwurzelt, die Kirche ist mit der historischen Tradition der Leute eng verbunden. Deswegen wurde die Mazedonische Autocephalous Kirche 1964 gegründet – nach der Einmischung der kommunistischen Partei, wegen Ochrid als Sitz und trotz der starken Reaktion des serbischen Patriarchats. Diese Emanzipation war ein klarer Verstoß gegen die kanonischen Gesetze der Orthodoxen Kirche; war aber eingeleitet worden, um die mazedonische Autonomie zu verstärken vis-a-vis Serbiens Autonomie. Der Slogan dazu lautete: „Ein Staat, eine Kirche, eine Nation“!
4. Seperate Nationalität: Falls die politische Existenz konsolidiert werden könne und die allgemeinen politischen Ziele gestärkt, war wichtig, dass die Bevölkerung der Region ein Bewusstsein für Mazedonien sich erschuf, und zwar als seperate Nation. Daher versuchten sie, ein nationales mazedonisches Bewusstsein zu propagieren und zu kreieren. Bei diesen Anstrenungen war wichtig, eine seperate geschichtliche Vergangenheit anzulegen, um eine mazedonische Geschichte zu fabrizieren. Historiker wurden alsbald mobilisiert und ein Institut der Nationalen Geschichte wurde gegründet, und zwar in Skopje. Sofort wurde es mit vielen Studenten angefüllt, die anfingen, extensiv Forschung zu betreiben in Bibliotheken und Archiven. Sie sammelten viel Material, veröffentlichten Bücher, Hefte und Journale in beeindruckender Menge. Indem also Studien betrieben wurden und veröffentlicht wurde, wurde der Versuch unternommen, die historische Data neu zu interpretieren, um seine Ziele letztlich zu erreichen.
Das erste Ziel war, jedwede Verbindung zwischen Mazedoniern und Bulgaren zu kappen, wie auch zu den Serben. Sodann die Leute zu überzeugen, dass sie zu einer seperaten slawischen Nation gehören, der Mazedoniens. Das ist also der Grund, warum die Histore und die Sprache gesäubert werden musste von allen bulgarischen und serbischen Elementen. Alle bulgarische und serbische Data aus der Histore, die mit der Region in Verbindung steht, wie historische Ereignisse, Leute, Aktionen und intellektuelle Werke zählen hierzu. All die wurden umbenannt, und wurden mazedonisch gemacht; dergestalt konnten sie danach in das meue Mazedonien inkooperiert werden. Was nicht hineinpasste, wurde schlichtweg als feindlich stigmatisiert.
Das zweite Ziel war, den griechischen Charakter Mazedoniens zu eliminieren, wie auch dessen Anteil in der mazedonischen Geschichte. Und so etwas konnte bestens realisiert werden, indem die griechische Präsenz in der Region minimiert wurde. Dazu wurde die griechische Rolle falsifiziert oder missinterpretiert, insbesondere die kulturellen und intellektuellen Beiträge der Griechen, der griechisch orthodoxen Kirche und griechischen Schulen.
Das dritte Ziel war nach Material zu suchen, um die historische Entwicklung der so genannten Mazedonier projektieren zu können, um dergestalt die seperate nationale Identität unter Beweis zu stellen, wie auch ihre historischen Bande seit der Antike zu belegen. Ich mag hier angekommen bemeken, dass dieser Versuch das Umgekehrte vom normalen Prozedere ist sozusagen: sie studierten nämlich moderne Geschichte zuerest, um dann zur Antike überzugehen.
Das vierte Ziel war, die Große Idee zu kreieren, die den Massen ein Bewusstsein gibt. Daher fingen die Historier in Skopje an zu erklären, dass Mazedonien als Ganzes ein slawisches Land sei, in seiner historischen Tradition, wie auch in seiner ethnischen Komposition. Deswegen galt es, es nun zu vereinen und einen geeinigten Staat zu gründen. Nach dem II. Weltkrieg war lediglich der jugoslawische Teil national re-etabliert worden im Rahmen der jugoslawischen Föderation. Die anderen beiden Teile, Ägäisch Mazedonien und Pirin Mazedonien, mussten noch angeschlossen werden, um zu Jugoslawisch Mazedonien zu gehören.
…
Das historische Konstrukt, welches die Historiker von Skopje zusammenschusterten, ist ungefähr das Folgende:
Als das Aufkommen und die Ansiedlung der Slawen in der Region sich ereignete im Mittelalter, konnten die Slawen von Skopje keine antiken Orte präsentieren, die ihre stete Anwesenheit belegt hätten. Andererseits war die Histore des antiken Mazedoniens und die Arbeit Alexander des Großen eine ziemliche Angelegenheit für ihre Propaganda, weil beide waren allgemein bekannt und hatten großen Eindruck hinterlassen. Für die Historiker war wichtig, Zweifel über den griechischen Charakter des antiken Mazedoniens zu werfen. Daher behaupteten sie, die Mazedonier der Antike seien keine Griechen gewesen, sondern ein Illyrischer Stamm. Ihre Könige seien keine Griechen gewesen, sondern lediglich Philhellenen. Die herrschende Klasse sei im Lauf der Zeit hellenisiert worden, doch die Leute blieben Mazedonier, genauer Illyrer, nicht Griechen. Alexander war kein Grieche, er hat nicht griechische Kultur in die Welt getragen, sondern den Name Mazedoniens. Während der Periode seiner Nachfolger begann die Hellenisierung, vor allem in der Oberschicht, weil viele Griechen Sklaven und Händler gewesen seien, daher.
Im Mittelalter also ließen sich die Slawen in Mazedonien nieder, wo sie, nach der Auslegung von Skopje, einen Großteil der dortigen Bevölkerung umbrachten oder aber assimilierten. So wurde Mazedonien bereits in ein paar Jahren slawisch. Eben weil diese Indigenen Illyrer und nicht Griechen waren. Die Slawen, die in Mazedonien sich niederließen, vermischten sich mit den Nicht-Griechen und haben sich dergestalt ihren Anteil am antiken Erbe erworben, unabhängig von der griechischen Präsenz vorort.
Auf diese Weise beansprucht Skopje nicht nur die Geschichte, sondern auch die zivilisatorischen Errungenschaften in der Region. Gleichzeitig minimierten diese Historiker von Skopje die Präsenz der Bulgaren, und behauteten, dass die Expansion des ersten bulgarischen Staates auf mazedonisches Gebiet lediglich temporär gewesen sei und oberflächlich. Es war den Bulgaren also nicht gegeben, dass diese Expansion die Mazedonier hätte bulgarisieren können. Diese blieben weiterhin ein seperater slawischer Stamm.
Charakteristisch ist der Fall Samuel, der wegen seiner Revolution, darin erfolgreich war, einen eigenen unabhängigen Staat zu gründen, und zwar in der schlecht zugänglichen Region des Nord-Westens von Mazedonien. Er wurde zum Zaren der Bulgaren ausgerufen (977-1014). Es stellte sich heraus, dass er ein gefährlicher Kontrahent für Byzanz war und dessen Herrscher Basil II nannte ihn Bulgaricatious (genannt: der Schlächter). Nach dem Zeugnis jener Historiker von Skopje, war Samuels Staat mazedonisch, weil die slawischen Mazedonier das dominante nationale Element gewesen seien und mit den Bulgaren nichts gemein hatten. Sie versichern desweiteren, dass Samuel, Sohn eines byzantinischen Beamten, ein Mazedonier war, eben weil er der Führer eines mazedonischen Staates war.
Wie auch immer. Die Bulgaren sagen zu recht, Samuel hatte den Beinamen Bulgaroctunous und nicht Mazenoctunos.
Diese Historiker von Skopje behaupten des Weiteren, dass Konstantin Cyril und Methodus, die 2 Apostel der Slawen, Mazedonier gewesen sein sollen, zumal sie in Thessaloniki geboren wurden, wo seinerzeit die Menschen Slawen waren und jedermann sprach dort ein pures Slawisch. Aus diesem Grunde bauten die beiden Brüder das Alphabet auf dem Slawo-Mazedonischen oder dem Proto-Mazedonischen auf. Was zur Konsequenz hat, dass die jugoslawischen Mazedonier von heute direkte Nachfolger dieser Proto-Mazedonier sind, die das Alphabet und die Kultur in der Welt der Slawen verbreiteten. Die Terminologie im Gebrauch (Slawischen Mazedonier, Proto- Mazedonier), gilt es zu erwähnen, kann in keiner Urkunde gefunden werden und wurde auch von anderen Schreibern nicht vorgeschlagen oder so etwas.
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Die Historiker behaupten, dass zur Zeit der türkischen Okkupation das historische Gedächtnis der Slawischen Mazedonier ausgelöscht worden war, so auch ihr Nationalbewusstsein. Das beruhte auf politischen und sozialen Gründen und der ganz speziellen Politik der Osmanen. Die haben ihre Untertanen nämlich nach Religion und nicht Rasse klassifiziert. Eine Rolle dabei spielten auch die Privilegien des Ökumenischen Patriarchat und die assimilative Macht der griechischen Kirche. Zumal eh die meisten Privilege in den Händen der Griechen waren, haben viele Slawischen Mazedonier sich gezwungen gesehen, sich als Griechen auszugeben. Im Freiheitskampf kämpften sie jedoch neben den Griechen. Die Historiker schreckten auch nicht davor zurück, jemand wie Markos Botsaris als Mazedonier zu präsentieren und nennen ihn Marko Boisvarot von Prilet.
Gemäß den Historikern begann das nationale Erwachen der Mazedonier im 19. Jahrhundert und erreichte seinen Gipfel am Ende des Jahrhunderts mit der Internationalen Mazedonischen Revolutionären Organisation 1893 – die in Wirklichkeit eine bulgarische Organisation war – wie auch mit bewaffneten Kämpfen am Anfang des 20ten Jahrhunderts. Zu jener Zeit kämpften die Slawischen Mazedonier an vielen Fronten, nicht allein gegen Griechen und Bulgaren – auch gegen die Serben und deren Nachbarn, wie auch gegen die Osmanen und dessen Sozialsystem. Der Kampf hatte zum Ziel, einen unabhängigen mazedonischen Staat zu kreieren, doch blieb das damals ohne Erfolg. Erst 1944 wurde ein Teil Mazedoniens frei und wurde eine autonome Republik innerhalb der Jugoslawischen Föderation. …“
Der Text liegt unter folgender Adresse auf Englisch vor und wurde von dort für Sie von mir übersetzt: www.hri.org/docs/macque/text2.html